Herbst

Heute nachmittag war ich wieder im Garten. Weil es nötig war. Für den Garten (da liegt noch so viel Laub), aber auch für mich. Ich wollte noch einmal das Gefühl von Spätsommer: Sonne, blauer Himmel, Temperaturen über 20°C.

Denn wenn die Wetterfrösche Recht haben, ändert sich das morgen. Es soll merklich kühler werden, bewölkter … Ab Dienstag dann Regen. Regen macht mir nichts, aber die Aussicht auf die nächsten Monate ist gruselig. Erst Grau, dann dunkel.

Das seht Ihr anders? Ihr Glücklichen.

Ich brauche Wärme und Licht. Wie eine Eidechse. Damit bin ich momentan offensichtlich ziemlich alleine. Egal wo ich hingucke – ob Blogs, Instagram oder Facebook – alle freuen sich auf Wollmützen. Sie wollen Strickjacken tragen und sich in Tücher wickeln. Wahrscheinlich auch schon Lebkuchen essen …

Echt jetzt?

Socken – okay. Da bin ich dabei. Die trage ich aber auch wenns warm ist. Das zweite Paar Socktober-Socken ist mittlerweile fertig, das dritte in der Mache. Weiter bin ich noch nicht.

Dabei wäre ja noch das Eine oder Andere auf den Nadeln: Der Birkin, der keiner wird, liegt hier schon so lange. Den werde ich in wenigen Wochen brauchen. Also kommt er als nächstes dran. Dann der blaue Schal. So weich aus Kaschmir. Und ein neues Häkelprojekt gibt es auch.

Alles zu seiner Zeit.

Nachtrag:

Der kleine Weinstock, den ich vergangenen Sommer aus Bordeaux mitgebracht habe, mein Bordeaux aus Bordeaux, ist unglaublich gewachsen;

der Fuchs / die Katze / das Eichörnchen (nein, 😱 nicht das Eichhörnchen) hat sich eine Taube geholt;

das Laub ist geharkt.

Draußen riecht es nach Herbst.

 

 

Vanilla is the new Black

Der Orthopäde hat gesagt, es wäre gut, wenn ich weniger stricke und weniger am Computer bin. Weil alles verspannt ist, der Nacken, der Rücken. Dann hat er mich einmal “zurechtgebogen,” den Nacken getaped und mir Physiotherapie verschrieben.

Seither bin ich im Dschungel Garten (nein, weiß der Doktor nicht). Laub harken, aufräumen, Büsche zurückschneiden, Holz hacken und spalten. Einerseits eine Sisyphos-Arbeit (Stunden draußen und am Ende sieht man nichts. Gar nichts!), andererseits enorm befriedigend. Körperliche Arbeit und frische Luft tun eben einfach gut (dem Kopf. Nicht dem Nacken …).

Und wenn ich dann irgendwann am späten Nachmittag nach drinnen schleiche, reicht es bestenfalls noch für ein paar Runden Gestricktes am kleinen Projekt (bloß nichts großes oder kompliziertes).

Wie gut, dass genau jetzt Sock-tober ist. Wie gut, dass ich die Anleitung zu den Vanilla is the new Black Socken entdeckt habe. Stricken sich total einfach, sitzen perfekt und guckt doch mal die Ferse! Klasse, oder?

Ruck zuck waren sie aus der geringelten Glamy Sockenwolle (Lana Grossa) fertig. Glamy weil mit Glitzerfaden. Glitzert wirklich, läßt sich aber nicht so gut photographieren. Aber: sehr schönes Garn! Stricke ich gerne wieder mit – wenn auch lieber in einfarbig. Streifen und Glitzer sind (für mein Empfinden) dann eben doch eher too much.

Egal. Die Socken sind klasse und wandern in die Schublade. Zumal das nächste Paar Ringelsocken schon auf den Nadeln ist. Zwei mal Regia – rot und blau meliert – von oben nach unten gestrickt, Käppchenferse (rot), Bändchenspitze (rot). So einfach, dass es mir bei der zweite Socke schon zu langweilig ist. Deshalb hat die jetzt eine Reihe kleiner Schafe bekommen.

Wenn nichts dazwischen kommt, ist auch dieses Paar heute Abend fertig. Dann ist Wochenende.

Morgen wird sich der Mann am Holz verausgaben (er freut sich schon), während ich … hm … vielleicht mache ich einfach mal gar nichts. Backe einen Apfelkuchen fürs Schulfest und setze mich in die Sonne.

Ich glaube, das mache ich ☀️

Kamelwolle

Kamele haben zwei Höcker, Dromedare haben einen – dachte ich immer. Stimmt aber nicht. Mittlerweile habe ich gelernt: Kamele sind sie alle, neugierig und freundlich, aber man unterscheidet zwei Gruppen: Dromedare (1 Höcker) und Trampeltiere (2 Höcker) in der einen, Lamas und Vicunjas in der anderen Gruppe.

Noch interessanter finde ich allerdings, dass Kamele (also die aus Gruppe 1) „in der Mauser“ zwischen 5 und 7 kg Unterhaar verlieren. Das ist irgendwie gut und irgendwie auch nicht. Denn so müssen sie zwar nicht geschoren werden, weil die Haare im Frühjahr büschelweise ausfallen, aber das macht die Verarbeitung auch deutlich aufwendiger. Schließlich muss man diese Büschel nicht nur reinigen, sondern auch das Deckhaar (Grannen = pieksig, grob) vom Unterhaar trennen.

Im Idealfall bleibt dann nur Unterhaar übrig. Unglaublich weich, fast wie Kaschmir und dabei temperaturausgleichend. Gerade letzteres ist eigentlich logisch, wenn man sich überlegt, dass Kamele mehrheitlich in Wüstenregionen leben, wo es tagsüber super heiß und nachts richtig kalt ist. Da muss das Fell ja beides können, also wärmen und kühlen gleichermaßen.

Kurz: ein spannendes, mir bis dato unbekanntes Material, von dem ich mir – als sich bei Grossewolle die Gelegenheit bot – einen Strang gekauft habe. Daniel (Chef bei Grossewolle) hat zu seinem Garn einen Text geschrieben, in dem er alles über Herkunft und Herstellung der Wolle erklärt. (Außerdem erzählt er über dieses Projekt im Interview mit den Ladies vom frickelcast. Das habe ich mir allerdings bisher nicht angehört. Wer mehr über Kamelwolle lernen möchte, dem sei dennoch Beides empfohlen).

Mittlerweile habe hatte ich meinen Strang auf den Nadeln und zu einem Down to the River Tuch verstrickt. Mein drittes, das (nachdem ich die beiden anderen verschenkt habe) eigentlich meins sein sollte. Danach sieht es aber für den Moment aus zwei Gründen nicht aus: die Art des Garns und die Art der Farbe.

Kamelwolle, wie die, die ich habe, hat ein sehr schönes Maschenbild und eine tolle Lauflänge, ist aber nichts, was ich am Hals tragen möchte. Es erinnert mich an skandinavische Wolle. Wolle mit kleinen Widerhaken, die sich gleich nach dem Stricken verfilzt anfühlt. Das mag ich sehr an Pullovern, aber nicht als Tuch. Dieses Pieksen kommt von den Grannen, also durch das Deckhaar, das sich “im Erstversuch” nicht restlos vom Unterhaar trennen ließ. Davon schreibt Daniel ja auch in seinem Blogpost. Vielleicht liegt es aber auch ein bißchen daran, dass es Kamele sind, die auf deutschen Farmen leben. Könnte doch sein, dass die fern der Wüste kein so schmusig weiches Unterhaar haben. Ich weiß es nicht.

Wie dem auch sei, ich habe versucht, mein fertiges Tuch mit Lanolin weicher zu bekommen, aber das hat nur in Teilen funktioniert. Es kratzt zwar nicht mehr so, aber dafür fühlt es sich nun (auch bei sparsamster Verwendung des Lanolin) irgendwie fettig an. Noch habe ich deshalb nicht entschieden, ob ich es nochmal wasche oder nicht und was überhaupt damit passiert.

Und zu der Farbe: die ist anders als die von Schafwolle beispielsweise. Das ist jetzt keine Überraschung nachdem ein Kamel kein Schaf ist, aber ich habe da vorher nicht drüber nachgedacht. Kamelwolle ist stumpf. Ich wüßte nicht, wie ich es besser beschreiben soll. Von innen heraus stumpf. Guckt Euch Kamele an, dann wißt Ihr was ich meine. (So ein Strang riecht übrigens auch anders als Schafwolle, aber das nur nebenbei).

Trotzdem kann ich nicht loslassen. Ich möchte sehen (fühlen!), wie dieses Projekt weitergeht bei Grossewolle. Da ist so viel Begeisterung dabei, so viel Passion und so viel Arbeit. Und deshalb werde ich wohl auch aus der nächsten Charge einen Strang kaufen. Der wird dann weicher sein, grannenfreier und – kombiniert mit einem zweiten, farbigen Faden – sicher spannend. Und dann schreibe ich wieder darüber.