Birkin-Pullover

Sonntag habe ich meine Handtasche im Haus meiner Eltern vergessen. Gemerkt habe ich das viel zu spät. Umkehren war keine Option, weil ich unbedingt (unbedingt!) pünktlich zum Spiel des Sohnes wieder in Berlin sein wollte. Also nicht zurück nach Halle / Sachsen-Anhalt, sondern in die Halle in Neukölln.

Für den Moment war das genau die richtige Entscheidung. Nur ahnte ich nicht, wie lange es in der Woche vor Weihnachten dauern würde, ein Päckchen von Halle nach Berlin zu schicken (Verdrängung …).

Sachsen-Anhalt – Land der Frühaufsteher … seit Sonntag habe ich (dank meiner Schwester ♥) eine Auftragsbestätigung des Paketdienstes. Seither wurde die Sendung erst im Verteilzentrum sortiert, dann im Logistikzentrum.

Montag … Dienstag … Mittwoch … Donnerstag … ohne Fahrzeugpapiere (sind in der Tasche) … ohne Monatskarte (ist in der Tasche) … ohne EC-Karte (ist in der Tasche) und – am schlimmsten – … ohne Gedächtnis: ein kleines Buch, in das ich schreibe, was ich nicht vergessen will (ist auch in der Tasche).

Telefon und Schlüssel waren zum Glück im Mantel.

Mittlerweile bin ich allerdings weihnachtlich tiefenentspannt. Es hat was Befreiendes ohne Geld zu sein (“Einkaufen? Sorry – keine EC-Karte. Kannst Du das nicht machen?”) und ohne Fahrzeugpapiere (“Abholen? Nee, nimm mal lieber die U-Bahn. Ich habe keine Papiere.”) Weihnachtsgeschenke waren auch alle schon gekauft, gestrickt, verschickt. Alles gut also. Alles — wäre da nicht die Wolle, die ich mir schenken wollte, um mit Kathi den Birkin-Pullover zu stricken …

©Caitlin Hunter

Aber nachdem Kathi eh noch den (dieses Mal wirklich) allerschönsten Adventskalender strickt, und nachdem auch bei mir weder die grüne Jacke, noch der blaue Schal, noch die Socken auch nur einen Zentimeter länger geworden sind, ist es wahrscheinlich viiiel schlauer (wenn auch weniger spannend) 2017 erst zu Ende zu stricken und nichts Neues anzufangen … Deshalb weiter tiefenentspannt 😉

Was wird Dein erstes Projekt in 2018?

 

Weihnachts-Wichtel

Letztes Jahr waren es Tannenbäume. Einen ganzen Wald habe ich gestrickt. Mit Perlendeko und ohne, mit doppeltem Zopf und einfachem. Und aus jedem grünen Wollrest, den ich hier gefunden habe. Die meisten habe ich dann verschenkt, einer steht (auch dieses Jahr wieder) auf meinem Schreibtisch.

Sie sind so klein, dass sie in einen normalen Briefumschlag passen. Sie haben Charakter (wenn Bäume Charakter haben können), passen auf Korken und sind ganz schnell gestrickt. Also habe ich Anfang Dezember gleich mit dem nächsten Wald angefangen.

Bis ich die Wichtelanleitung gesehen habe. Lustige, kleine Gesellen, wieder sind Korken involviert und wieder ein Projekt, das ruckzuck fertig ist. Also stricke ich jetzt Wichtel.

Die Anleitung zu den Korknissen ist auf norwegisch. Elaine (ItalianDishKnits) hat sie bißchen abgewandelt und ins Englische übersetzt. Und das ist so einfach zu verstehen, dass jede, die mit den englischen Abkürzungen auch nur ansatzweise vertraut ist, damit keine Probleme haben dürfte.

Ich glaube, ich werde den einen oder anderen an Geschenkschleifen binden. Bestimmt ans Paket für die kleine Patentochter.

 

Pink is the new Punk

Seit einem dreiviertel Jahr liegt hier eine braune Papiertüte, darin zwei wirklich schöne (erstaunlich weiche) Knäuel Wolle (ggh Sportlife, 100% Schurwolle) in Fuchsiarot, sowie eine kleine Broschüre mit drei unterschiedlichen Anleitungen für PussyHats. Zusammengestellt hat das Ganze die Zeitschrift Rebecca, in Kooperation mit ggh und rikes wollmaus (Onlineshop im Harz).

PussyHats waren im Frühjahr schwer angesagt – es kommt mit jetzt vor, als wäre das Jahre her. Pinke Mützen für den Women’s March on Washington. Entstanden als Reaktion auf den amerikanischen Wahlkampf und anläßlich der Amtsübernahme des jetzigen Präsidenten, demonstrierten zehntausende (mehrheitlich) Frauen im Januar 2017 in Washington in einem Protestmarsch.

Nun kann man zu Farbe, Form und Idee der Mützen geteilter Meinung sein – unstrittig ist bis heute das Ziel dieser Bewegung: für Menschenrechte und Gleichberechtigung und gleichzeitig gegen den neuen Mann im weißen Haus und gegen das, wofür er steht.

Und damit bin ich wieder bei meiner braunen Papiertüte: was immer die Zeitschrift Rebecca motiviert hat, die der Wolle beigefügten Anleitungen Melania, Tiffany und Ivanka zu nennen … PussyHats, benannt nach der Frau und den Töchtern des amerikanischen Präsidenten … sorry, aber da bin ich raus. Das verstehe ich nicht. Keine Ahnung, ob das Humor ist (den ich nicht teile), Ignoranz, oder eine Spitzfindigkeit, die sich mir nicht erschließt – keine der Frauen steht meiner Ansicht nach auch nur ansatzweise für das, was die pinken Mützen ausdrücken sollten. Also habe ich die Tüte  weggepackt und sicher keine PussyHats daraus gestrickt.

Eben habe ich sie wiedergefunden und probiere nun doch was man aus der wirklich schönen Wolle machen könnte. Allerdings immer noch keine Mütze. Ganz sicher keine Mütze!

Frei nach dem amerikanischen Schriftsteller John Steinbeck:

Namen, damit hat es eine sehr geheimnisvolle Bewandtnis. Ich bin mir nie ganz klar darüber geworden, ob der Name sich nach dem Kinde der Mütze formt oder ob sich das Kind die Mütze verändert, um zu dem Namen zu passen.