Strickjacke, grün

Kein Basketball-Training heute und – Überraschung – der Kummer darüber hielt sich in Grenzen. Der Sohn ist hochzufrieden zu seinem besten Freund gefahren (nicht ohne vorher zu verhandeln, dass er länger bleiben darf als sonst) und ich bin tatschlich richtig erleichtert, einmal nicht quer durch die Stadt fahren zu müssen. Erst zur Schule (auch nicht um die Ecke) und dann in eine Halle, die soweit weg von zu Hause ist, dass ich notgedrungen anderthalb Stunden dort in der Umgebung bleibe(n muss). Anderthalb Stunden (plus Fahrtzeiten), die mir dann im Tagesablauf fehlen.

Stattdessen sitze ich also auf dem Sofa mit geschenkten (mindestens) zwei Stunden und bin irgendwie unschlüssig, was ich mit soviel Zeit machen soll. Kennt Ihr das? Es ist nicht, dass ich nichts zu tun hätte (Überweisungen machen, Adressen für Weihnachtskarten aktualisieren, dem Finanzamt schreiben, bügeln, die Spülmaschine ausräumen …) aber dafür bleibt dann ja immer noch Zeit an einem so langen Nachmittag.

Außerdem habe ich Lust, Euch von meiner Strickjacke zu erzählen. Die ist zwar noch nicht fertig, aber fast. Und sie ist wirklich meine, denn eine Anleitung gibt es dafür nicht.

Eigentlich sollte aus der Tussah-Seide ein Pullover werden. Irgendwas einfaches, Raglan von oben, mit V-Ausschnitt. Aber am Ende des Ausschnitts angekommen, war mir doch mehr nach Jacke. Eine ganz einfache Strickjacke, die nur zwei Voraussetzungen erfüllen muss: (1) ich möchte sie zumachen können und (2) die Ärmel müssen richtig lang sein.

Aus der Seide habe ich mir im Sommer dieses Top gestrickt, das ich dann (kaum fertig) komplett wieder aufgeribbelt habe. Darüber bin ich heute noch froh. Und – weil man ja manchmal aus Fehlern lernt – wußte ich, dass die Seide alleine (rote 1 auf dem Bild) mir keinen Spaß macht. Mit KidSilk als Beilauffaden fühlte sich das schon viel besser an (rote 2 auf dem Bild), aber das matte Grün des KidSilk hat der Seide (viel zu) viel von ihrer Leuchtkraft genommen.

Es war dann eher ein Zufall, dass hier noch ein grüner Lace-Strang lag, der sich als perfekter Beilauffaden erwiesen hat. Ich bin richtig glücklich mit dem Ergebnis. Farbe, Gefühl, Maschenbild – da stimmt einfach alles mit den Beiden.

Läßt sich nur im Berliner Herbst (warum ist das eigentlich so dunkel heute??) gar nicht photographieren. Deshalb ein Ersatzbild. So sieht die Farbe nämlich eigentlich aus:

Mittlerweile stricke ich den zweiten Ärmel. Und weil ich zwar manchmal bockig, aber immer wieder auch lernfähig bin, habe ich mir (obwohl ich Nadelspiel-Fan bin) ein Sockenwunder gekauft. Schließlich heißt es ja, dass man damit nur genug üben muss, dann klappt das schon … Klappt aber nicht. Ich komme damit nicht klar. Mein rechter Daumen (der mit kaputter Kapsel schon lange nicht mehr richtig belastbar ist) verweigert sich. Und dann ist das alles so kleinteilig und fummelig. Vielleicht bin ich doch mehr bockig als lernfähig … Aber: noch gebe ich nicht auf. Ich stricke mit Magic Loop (KnitPro Carbonz), Nadelspiel (Prym Ergonomics) und Sockenwunder (addi) im Wechsel. Mal so, mal anders. Je nach Tagesform. Vielleicht wird es ja doch noch.

Und dann fehlt nur noch die Knopfleiste, die wahrscheinlich wieder mal ein iCord Rand wird. Aber vorher ist erst noch der eine oder andere ?-Strick dran. Davon habe ich noch ein paar …

Ist bei Euch auch Hochsaison?

 

PS: Den Bügel hat übrigens meine Freundin Minette umhäkelt und mir geschenkt. Ist ja nicht so, dass man Woll-Fans mit Wolligem keine Freude mehr machen kann ♥

 

Die kleine Patentochter

Genau genommen ist die kleine Patentochter gar nicht mehr klein. Mit 106 cm ist sie sogar ziemlich groß für ihr Alter. Und seit es die (noch) kleine(re) Schwester der Patentochter gibt (und in vier Monaten dann ein noch viel kleineres Geschwister) ist “klein” sowieso nichts mehr was sie gerne hört.

Bei allem ist sie trotzdem erst dreieinhalb. Vorwitziger, frecher und energischer als der Sohn es je war. Mit wippendem Pferdeschwanz, einer Vorliebe für Vanille-Eis und seit September im Kindergarten.

Zu Weihnachten stricke ich ihr wieder einen Pullover. Seit Samstag ist er auf den Nadeln. Den letzten Weihnachtspullover trägt inzwischen die kleine Schwester.

Ich mag es sehr, wenn Handgestricktes von einem Kind zum nächsten wandert.

Mal sehen, wie viele Kinder diesen hier tragen werden.

12°C und Regen

In den Herbstferien war ich mit dem Sohn für eine Woche in einem Freizeitpark im Emsland. Diesen Park gibt es schon ewig; Familie und Freunde, die jedes Jahr im Herbst dorthin fahren auch. Der Sohn war nicht uninteressiert, also habe ich für uns gebucht.

Zu unserer Gruppe gehörten 30 Erwachsene (Überraschung – mehrheitlich Mütter) und 90 Teenager. Der Sohn und ich teilten uns ein Ferienhaus mit einer meiner liebsten Freundinnen und ihren beiden Töchtern. Und ich wußte (schon bevor wir losfuhren) wie jeder Tag werden würde: Ausschlafen und dann Tee mit der Freundin, mit meiner Schwester (Ferienhaus schräg gegenüber), mit meiner Cousine (Ferienhaus gegenüber) und stricken. Immer und überall.

Was soll man auch sonst machen bei 12°C und Regen? Ich hatte also zwei Wollprojekte mit, außerdem Reservegarn und Extranadeln. Keine Regenjacke, keine Gummistiefel.

Nur ging mein Plan nicht auf. Vielleicht weil die Tage so unfassbar schnell vorbei gingen. Eine einzige Pixie-Mütze habe ich gestrickt und die wurde nicht mal ganz fertig. Aber Tee habe ich getrunken. Unfassbar viel Tee. Und draußen gesessen. Auf der einen Veranda oder auf der anderen. Bei Nieselregen, Landregen oder Regenschauern. Meistens bei 12°C. Abends auch gerne mal kühler …

Der Sohn war den ganzen Tag mit einem fröhlichen Trupp auf dem Fahrrad unterwegs. Ohne Mobiltelefon (“das brauche ich hier nicht”). Nachts hat er geschlafen wie ein Murmeltier.

Ich hatte auf dieser Freizeitpark-Woche bestanden, obwohl wir irgendwann wußten, dass parallel dazu ein Basketball-Camp in Thüringen stattfinden würde. Der Sohn war der Einzige aus seiner Mannschaft, der nicht daran teilnahm.

Er hat in dieser Woche kein einziges Mal den Ball (der natürlich mit war) in die Hand genommen. Mehr muss man wohl nicht sagen.

Es war toll! Nächstes Jahr wollen wir wieder hin. Beide.

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3 Minuten: Patent-Gestrick zusammennähen

3 Minuten – mehr braucht es in der Regel nicht, um nachzulesen was mir gerade nicht einfällt. Eine bestimmte Technik, ein Kniff, eine Eselsbrücke, eben das, was mir in genau diesem Moment beim Stricken oder Häkeln weiterhelfen würde.

Aber wo habe ich es hingeschrieben? War es online oder auf einem Zettel? Meistens dauert die Suche danach viel länger als von mir gewollt (auf jeden Fall deutlich länger als drei Minuten …) und deshalb werde ich das ab sofort hier sammeln. Um mir (und vielleicht auch Euch) das Leben Stricken leichter zu machen.

Der Loop für den Sohn ist gestrickt in Patent, was ihn (den Schal, nicht den Sohn) super voluminös macht. Das war ebenso eine Vorgabe wie (2) “doppelt um den Hals zu tragen” und (3) in Lieblingsfarbe: Pink!

Ich habe mit provisorischem Maschenanschlag begonnen (5er Nadel, 40M / 27cm) und 130cm gestrickt. YouTube hat mir dann (sehr genial!) in zwei kleinen Videos beigebracht, wie man Patent zusammennäht, so dass die Naht unsichtbar wird (Video Teil 1 und Teil 2).

Das hat im Erstversuch nicht ganz geklappt. Meine Naht ist sichtbar. Aber das macht nichts.

Gestrickt habe ich mit Drops Merino ExtraFine in Pink (5 Knäuel); Beilauffaden war mehrheitlich Drops KidSilk in dunkelrosa (2 Knäuel) und als das Fädchen zu Ende ging, habe ich mit Pink weitergestrickt, einfach weil das hier noch lag. Auch das sieht man. Auch das macht nichts.

Mittlerweile hat die Wolle um ungefähr 10cm nachgegeben, der Loop ist jetzt 140cm lang, aber immer noch weich und voluminös. Kommentare gibt es viele (“Na, hat deine Mutter dir ihren Schal gegeben?” oder “Dir muss kalt sein, wenn du Pink trägst”), aber sowas läßt den Sohn nur müde lächeln. Es hält ihn nicht davon ab den schmuseweichen Loop zu lieben. So sehr, dass er ihn ständig trägt.

Die Farbe ist unfassbar und auch im richtigen Leben mindestens so grell wie auf dem Bild.

Konsequenz: Der Mann möchte jetzt auch einen. Genauso weich und voluminös, aber in Flaschengrün. Ich kann die Naht also noch mal üben.

Viel um die Ohren (in jeder Hinsicht)

Vergangene Woche waren Chef und Chefin in der Stadt, ich wollte unbedingt einen Kaminholz-Unterstand bauen und die Nürnberger Patentochter hatte sich zu Mittwoch für einen 4-tägigen Besuch angesagt. Nicht besser wurde die volle Woche durch all das, was sowieso gemacht werden muss (Haushalt), das, was am letzten Wochenende liegenblieb, weil wir nicht in Berlin waren (Wäsche …) und zwei Säcke (Säcke!) voller Quitten, die verarbeitet werden wollten. Der Magenvirus, der da am Donnerstag noch oben drauf kam, war dann fast schon egal … ?

Kurz: Bloggen war einfach nicht drin. Stricken eher auch nicht. Viel zu viel um die Ohren.

Jetzt sind Chef und Chefin wieder weg (der Virus zum Glück auch), der Unterstand ist gebaut und seit gestern befüllt, Quittengelee aus 6 Litern Saft ist gekocht und heute morgen (es war noch dunkel) habe ich die Patentochter wieder zur Bahn gebracht.

Mittwoch, Donnerstag, Freitag, Samstag – irre, wie schnell man sich an einen lieben Menschen gewöhnt. Wunderbar, dass wir trotz allem soviel Zeit für einander hatten. Der Sohn mit ihr, ich mit ihr, wir mit uns. Jetzt, wo sie weg ist, ist da tatsächlich ein Loch.

Und à propos “um die Ohren”: Sie hat sich so süß über den meergrünen Schal gefreut. Dabei war ich neulich ganz nah dran ihn wieder aufzuribbeln, weil ich dachte, der sitzt nie im Leben. Jetzt gefällt er mir an ihr so gut, dass ich überlege einen zweiten zu stricken.

Aber erstmal nicht. Für den Moment ist mir ein Mittagsschlaf näher als jede Stricknadel. Was immer Ihr heute macht – habt es schön!