Der 12tel-Blick ist eine kreative Foto-Challenge, vor Jahren initiiert von Tabea Heinicker und seit 2018 zu Hause im Blog von Eva Fuchs. Die Regeln des 12tel-Blicks sind ganz einfach: jede*r sucht sich ein Motiv und… Mehr
(Für einen Moment) freie Nadeln
Freie Nadeln – wann konnte ich das jemals schreiben?! Habe ich das überhaupt jemals geschrieben? Fakt ist: sie sind tatsächlich alle frei. Liegen hier rum. Bis auf eine einzige Rundstricknadel, an der ein täglich wachsendes Paar Socken (Mount Moccos von REGIA) hängt. Geplant waren die nicht.
Nur Wollreste, die mir in die Hände fielen, zusammen gut aussahen und verarbeitet werden wollten. Leider sind beide Knäuel ohne Banderole und so hoffe ich nun, dass der Faden in den schönen Beerentönen reicht …
Ebenfalls aus Wollresten habe ich an den ersten Tagen des neuen Jahres viele kleine Bären gestrickt. 6 gr. Sockenwolle für jeden, 1,75er Nadeln, jeder um die 10 cm groß, jeder mit eigenem Charakter und eigenem Pullover.
Zwei haben mich schon verlassen: der mit dem Ringelpullover spielt jetzt mit einem kleinen Mädchen. Der mit dem roten Herzen auf der Brust tröstet meine Nachbarin. Zwei neue Bären sind „nachgerückt“. Alle werden sie eine Aufgabe finden.
Und dann?
Eine der großen Patentöchter hat sich einen Olga Sweater gewünscht. In „Mimosen-Garn“, das heißt, lieber nicht im Originalgarn (Peer Gynt von Sandnes), sondern weicher. Mir soll’s recht sein. Bunte Ringel über vier Reihen werden mit jedem Garn von den Nadeln fliegen, da bin ich mir sicher. „Nur noch eine Farbe, dann lege ich es weg“ – das kennen wir alle. Das klappt sowieso nicht.
Auf der Suche nach Garnalternativen habe ich den FjordMosaic Pullover entdeckt. Seither verfolgt er mich, weil er so unglaublich schön ist, dass ich das Bild kaum angucken kann, ohne ihn auf den Nadeln haben zu wollen. Mal sehen, wie das ausgeht … Noch bin ich standhaft.
Stattdessen packe ich kleine „Stricken-to-go“ Taschen mit Nadeln und Faden für das eine oder andere Paar Socken in der U-Bahn, für längere Autofahrten als Beifahrerin, für Wartezeiten hier und da und so wird sich das mit den freien Nadeln wohl bald wieder erledigt haben.
Soviel ist sicher: Ich werde viel stricken in den nächsten Wochen. Mehr als sonst! Sonst wird der Kopf weder hell noch frei. Geht es Euch auch so? Die anstehenden Wahlen, verbunden mit der Sorge um’s Land, die Amtseinführung in den USA mit der Sorge um die Welt – es treibt mich um.
Stricken unter der Bettdecke und dort für vier Jahre bleiben … das würde ich gerne, werde ich aber nicht. Anderen scheint es ähnlich zu gehen, behauptet das New York Times Magazine: „Michelle Obama isn’t sick – She just hates Trump“ haben sie vergangene Woche getitelt. Ob’s stmmt? Egal.
I feel you, Michelle Obama.
Ich denke, ich werde mit einer Maschenprobe für den Olga Sweater anfangen. Ausgerechnet blau (Demokraten) und rot (Republikaner) hat sich die Patentochter ausgesucht. Vier Reihen so, vier Reihen anders. Und dann von vorne.
Passt ja …
Verlinkt zum Samstagsplausch
5 Tage in Lissabon
Zwischen den Jahren waren wir in Lissabon. Fünf Tage, auf die ich mich sehr gefreut habe, weil wir (abgesehen von vier Tagen an der Ostsee) in 2024 kaum eine Auszeit, geschweige denn Ferien hatten, und – natürlich – weil ich diese Stadt schon lange unbedingt sehen wollte! So viel hatte ich schon gehört über Architektur, Licht und Menschen.
Mittlerweile sind wir (längst) zurück und es war wirklich wunderbar! Jeden Tag verläßlich blauer Himmel, 15 Grad, aber gefühlt eigentlich wärmer. Pullover-Wetter sozusagen. Jeden Tag sind wir deutlich über 20.000 Schritte gelaufen und haben so ziemlich jedes öffentliche Verkehrsmittel genutzt. Wir sind Fähre gefahren zur Statue Christo Rei und mit dem Bus über die „Golden Gate Bridge“ (die so nicht heißt, aber so aussieht) wieder zurück. Mit der Bahn nach Belem und von da weiter nach Cascais.
Ich hatte die Füße im Meer, bin ungezählte Treppen auf und ab gelaufen, war im Wollladen und auf einer Walking Tour. Ich habe jede einzelne bunte Fliese bewundert, jeden Tag Pasteis de Nata gegessen und fast jeden Tag Fisch. Eine meiner liebsten Freundinnen ist ebenfalls nach Lissabon gekommen, hat Silvester für uns gekocht und im Anschluß haben wir das Feuerwerk von einer Dachterrasse aus gesehen: 10 Minuten bunte Raketen – das war’s. Wenn es hier doch auch so wäre! 12 Rosinen um Mitternacht, zu jeder ein Wunsch, feiernde Menschen in den Straßen und am nächsten Morgen alles schön, kein Dreck, hier und da buntes Konfetti im Kopfsteinpflaster.
Doch, es war wirklich richtig schön!
Gleichzeitig hat es mich traurig gemacht zu sehen, wie arm diese Stadt ist und was Tourismus mit ihr macht. Der Mindestlohn liegt bei 4€/Std, das durchschnittliche Jahreseinkommen bei 20.000€. Das ist nicht viel. Viertel wie Alfama werden von Prominenten und Investoren aufgekauft und saniert, wobei meist nur die Fassaden der alten Häuser erhalten bleiben. In der Innenstadt gibt es mittlerweile mehr Ferien- als Mietwohnungen.
In Supermärkten, Souvenir-Shops, Restaurants und Cafés wurden wir fast ausschließlich von Bangladeshi bedient. Ich hatte keine Ahnung, dass es in Lissabon eine so große Community gibt. Genausowenig habe ich vorher darüber nachgedacht, wie viele Menschen aus den ehemaligen portugiesischen Kolonien auf der Suche nach Glück in die Stadt gekommen sind.
Ungezählte Restaurants und Cafés. Vor jeder Tür wird geworben, sich doch wenigstens das Menü anzusehen. Die Stadt braucht den Tourismus und gleichzeitig ist es gruselig zu sehen, wie die Massen – sogar im Winter – in die Stadt drücken, sich durch die Straßen schieben. So schwierig, diese Balance zwischen touristischer Attraktivität und Lebensqualität für Einheimische. Das ist auf lange Licht sicher eine der zentralen Herausforderungen in Lissabon.
Sehr, sehr beeindruckend alles! In jeder Hinsicht. Portugiesisch werde ich wohl dennoch nicht lernen. Mal sehen. Aber vorher möchte ich aufschreiben, was ich vor dieser Reise gerne gewußt hätte, aber trotz Reiseführern und Podcasts nicht wußte. Für’s nächste Mal sozusagen.
Um direkt mit Podcasts zu beginnen: Allen, die englisch sprechen und die gerne Podcasts hören, empfehle ich unbedingt „The Rest is History“. In den fünf Folgen (227-230 und 273) aus 2022 sprechen die Hosts – die Historiker Dominic Sandbrook und Tom Holland – über die Geschichte Portugals von ihren Anfängen bis in die Gegenwart. Vor allen Dingen Folge 230 (Portugal: Football, Fado, and Fascism?) hat mich auf unserer Reise begleitet.
Lissabon wird auch Stadt der 7 Hügel genannt; gefühlt sind es deutlich mehr, ständig geht es bergauf und bergab. Zum Teil so steil, dass die engen Straßen Treppen sind. Wir hatten an Tag 3 Muskelkater in den Waden, der uns bis Berlin erhalten blieb …
Dann sind da die Bürgersteige: Calçada Portuguesa heißt die charakteristische Pflasterung, die aus handbearbeiteten weißen Kalksteinen und schwarzen vulkanischen Basaltsteinen besteht, die auf vielen Plätzen, aber eben auch auf Bürgersteigen zu Mustern zusammengesetzt sind. Leider sind diese, von sog. Calceteiros gelegten Kunstwerke nicht nur uneben, sondern auch superglatt. Wer nicht konstant auf den Boden vor sich guckt, wer Schuhe mit Absätzen trägt, wird früher oder später ausrutschen, stolpern oder sogar fallen. Aber nicht nur das. Die Bürgersteige sind obendrein ungewohnt schmal, so dass eigentlich immer eine Person auf die Straße ausweichen muss, wenn man sich entgegenkommt oder andere überholen möchte. Ausweichen auf Straßen, die ohnehin zu voll sind mit Autos, konstantem Stau, Bussen und Straßenbahnen …
Wer deshalb lieber nicht laufen möchte, nimmt in Lissabon öffentliche Verkehrsmittel. Es gibt vier U-Bahnlinien, außerdem Busse und fünf Straßenbahnlinien, die sog. Elétricos. Letztere schaffen Steigungen bis 13,5% und gehören zu den Wahrzeichen der Stadt. Sie sehen aus wie die Cable Cars in San Francisco und haben die gleiche Aufgabe: sie überwinden die Hügel der Stadt, sind Transportmittel und touristisches Ereignis.
Tickets kauft man an Automaten, wobei beim ersten Mal für 50 cent eine Karte mitgekauft wird, die in Folge immer wieder aufgeladen werden kann (das heißt im Automaten-Display „zapping“). Jede Fahrt, mit egal welchem Verkehrsmittel, kostet 1,80 Euro. Die Fahrtrichtung orientiert sich (wie in anderen Großstädten auch) an der Endhaltestelle.
Besonders in den überfüllten Elétricos, in Menschenansammlungen und in beliebten Stadtvierteln wie Baixa und Alfama werden Reisende n Lissabon täglich von Taschendieben bestohlen. Eigentlich wissen wir es alle: man sollte Wertsachen sicher am Körper tragen, wenig oder kein Bargeld dabei haben, nichts im Auto liegen lassen und grundsätzlich einfach wachsam sein. Aber dann ist man doch mal nachlässig oder müde, läßt sich ablenken oder wird angerempelt …
Wem das passiert (uns zum Glück nicht): es gibt eine Touristenpolizei am Praça dos Restauradores. Sorgen um die eigene Sicherheit muss man sich jedoch nicht mehr machen als an anderen Orten: Lissabon gehört nicht zu den Top 10 der Städte mit dem höchsten Diebstahlrisiko in Europa, und Portugal gilt insgesamt als eines der sichersten Länder weltweit.
Die schöne Stadt wird auch Stadt des Lichts genannt. Licht, das vom Fluß Tejo reflektiert und verstärkt wird. So klar und intensiv, dass ich auch Ende Dezember (und definitiv im Sommer) Sonnenbrille und/oder Base Cap unbedingt empfehle. Beides kann man ja Abends absetzen, wenn der Sonnenuntergang die Stadt in warmes, goldenes Licht taucht. Alleine für dieses Licht hat sich die Reise gelohnt.
Was noch? Lissabon bietet zahlreiche öffentliche WLAN-Hotspots in der ganzen Stadt. Außerdem gibt es kostenlose WLAN-Netzwerke an verschiedenen öffentlichen Orten (Rossio Square und Praça do Comércio zum Beispiel).
Deutlich skuriler ist die Stromversorgung, mit ihren auf Putz oder auf Fliesen verlegten Kabeln. Die Stadt mit ihren engen Gassen und alten Häusern bietet wenig Möglichkeiten, Stromleitungen konventionell zu verlegen. Hinzu kommt, dass die Elektrifizierung tatsächlich erst Anfang der 1980er Jahre (kein Tippfehler) begann. In den wirtschaftlich schwierigen Jahren nach der Salazar-Diktatur war die oberirdische Verlegung die schnellste und kostengünstigste Methode, um flächendeckend Strom bereitzustellen. Also wurden die Kabel kurzerhand außen an den Häusern befestigt. Das schonte die historische Bausubstanz, war schnell umzusetzen und deutlich kostengünstiger als aufwendige Unterputz-Installationen. Weder historische Fassaden noch Fliesen mussten beschädigt werden, und Techniker konnten (und können bis heute) die Leitungen leicht(er) warten.
Heute sind die wild verlaufenden Stromkabel an den Hauswänden charakteristisches Element der Lissabonner Stadtlandschaft. Ebenso wie die Azulejos, die schönen Fliesen. Ursprünglich nur blau und weiß, verzieren und isolieren sie bis heute viele der alten Häuser.
Im 14. Jahrhundert kamen die ersten Azulejos nach Portugal. 1560 wurde dann in Lissabon die erste Töpferwerkstatt gegründet, die sich auf die Herstellung dieser Fliesen spezialisierte. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden sie schließlich zunehmend industriell und zu geringeren Kosten hergestellt, was sie zu einem grundlegenden Element der portugiesischen Architektur gemacht hat. Heute sind Azulejos nicht nur ein traditionelles Element, sondern auch ein Medium für moderne Kunst. Es gibt zahlreiche Werke zeitgenössischer Künstler, die Fliesen in öffentlichen Räumen einsetzen.
Die traditionellen, alten Fliesen findet man mittlerweile auch auf den großen Flohmärkten der Stadt. Jedoch ist die Herkunft nicht immer klar. So hat man uns erzählt, dass sie häufig illegal an Fassaden abgebrochen werden, um sie an Touristen zu verkaufen. Und da ist sie wieder, die Balance zwischen touristischer Attraktivität und Lebensqualität für Einheimische, und damit auch das häßliche Wort mit G – Gentrifizierung …
Die Gentrifizierung hat Lissabon fundamental verändert. In historischen Stadtvierteln wie Alfama werden traditionelle Gemeinschaften systematisch verdrängt. Sechs Millionen Touristen jährlich stehen nur 500.000 Einwohnern gegenüber, was – logisch! – enorme Auswirkungen auf den Wohnungsmarkt hat. Alte Wohnungen wurden reihenweise in Ferienapartments umgewandelt, während einheimische Familien oftmals keine bezahlbaren Alternativen mehr finden, denn die Immobilienpreise sind explodiert.
Zwischen 2011 und 2018 stieg die Zahl der Ferienwohnungen in Lissabon von 500 auf 18.000, allein 10.000 davon in der Altstadt. Viele Alfacinhas (so der Spitzname für die Menschen in Lissabon) müssen nun in Vororte ausweichen oder landen in Notunterkünften, während Vermietende Eigenbedarf anmelden und die Häuser für Touristen umbauen.
Zum Glück gibt es mittlerweile konkrete Pläne, die Zahl der Ferienwohnungen in Lissabon zu begrenzen. Eine Bürgerinitiative hat fast doppelt so viele Unterschriften gesammelt wie nötig, um ein Referendum zu erzwingen. Ziel ist ein komplettes Verbot von Ferienwohnungen in Wohnhäusern. Sollte das Referendum (das in diesem Frühjahr stattfinden soll) erfolgreich sein, könnte dies etwa 20.000 Wohnungen zurück auf den regulären Mietmarkt bringen.
Rückblickend beschämt es mich zu wissen, dass wir in einer dieser Wohnungen gewohnt haben. Wenn wir wieder in diese schöne Stadt fahren – und das würde ich tatsächlich sehr gerne – brauchen wir eine Alternative. Was und wie das sein kann, weiß ich noch nicht. Aber ich verstehe so sehr, warum es vor allen Dingen so viele junge Menschen nach Lissabon zieht!
Lassen sich Arbeit und Freizeit – neudeutsch Workation – dort doch perfekt kombinieren. Das Klima ist wunderbar, die Arbeitsumgebung total inspirierend (finde ich) und überdies verfügt die Stadt mittlerweile über eine ziemlich coole Start Up-Szene mit modernen Co-Working Spaces, die speziell auf die Bedürfnisse digitaler Nomaden und Remote-Arbeitender ausgerichtet sind.
Ich könnte noch lange schwärmen und schreiben. Zum Beispiel über die köstlichen Pasteis de Nata. Wem das nichts sagt: das sind kleine portugiesische Blätterteigtörtchen mit cremiger Füllung, super süß, bestreut mit Zimt und sowas wie ein Nationalgericht.
Darüber schreibe ich vielleicht lieber irgendwann in einem zweiten Blogpost. Oder – noch besser! – Ihr ergänzt eigene Lissabon-Erfahrungen in den Kommentaren. Das würde mich sehr freuen 💙.
Verlinkt zum Samstagsplausch
Vorbei
Wieder ist ein Kalenderjahr vorbei, (für mich auch) ein weiteres Lebensjahr – so schnell, schneller noch als in den Vorjahren. Oder kommt es mir nur so vor? Der Kopf ist voll und doch will (noch?) nichts davon auf den Bildschirm, bzw. in mein Blog.
Dabei habe ich Silvester eine Schreibfeder aus Zinn gegossen. Schreibfedern symbolisieren „Kreativität und die Fähigkeit, Gedanken und Ideen auszudrücken“, steht auf der Umverpackung. Sie stehen für „Neuanfänge und die Möglichkeit, eigene Geschichten zu schreiben“.
Na dann 🙂
Es könnte aber auch ein Schuh sein. Reise? Veränderung? Fortbewegung? KI sagt, die Interpretation eines Schuhs ermutige dazu, „bewußte Entscheidungen auf dem Lebensweg zu treffen und sich auf bevorstehende Veränderungen einzustellen“. Passt auch.
Was immer kommt – 2024 ist vorbei, alles steht gefühlt wieder auf Anfang!
Vorbei sind auch die vielen linken Maschen der kleinen Jacke. Zum Glück! Erstmalig ein Projekt, bei dem ich mich tatsächlich auf die Ärmel gefreut habe. Zweifarbiges Stricken ist so viel einfacher in Runden und mit rechten Maschen.
Die Spannfäden sind hoffentlich kurz genug für Kinderfinger, die Knopflöcher habe ich umstickt und mit Pferd, Vogel, Schmetterling, Sternen, Schafen und Herzen hoffentlich den Geschmack eines Kindes getroffen. Es fehlen nur noch die Knöpfe. Schwarze hätte ich, silberne möchte ich. Oder bunte.
Aber erstmal werde ich heute Weihnachten zurück in Kisten packen und die auf den Dachboden bringen, ehe Montag wieder Alltag ist. Andrea schreibt heute, bei ihr sei alles durcheinander – ich kann das so gut nachvollziehen.
Draußen liegt seit gestern Abend Schnee … Schnee in der Stadt ist ganz weit unten auf meiner Wunschliste … Möge diese Winterepisode deshalb ebenso schnell vorbei gehen, wie die letzten Tage in 2024!
Euch allen ein Happy New Year 💫
21.594 Meter
59 Projekte habe ich 2024 begonnen und beendet. Darunter 8 Pullover, 22 Paar Socken, 9 Mützen und 7 Mal Pulswärmer.
21.594 Meter verstrickte oder verhäkelte Wolle. Und wie immer am Ende eines Jahres überrascht sogar mich (durch deren Hände die Fäden für jedes dieser Projekte gelaufen sind) diese Zahl. 21.594 Meter. Das ist verrückt!
Schließlich habe ich „nebenbei“ auch gearbeitet und geschlafen, mich um Haus und Garten gekümmert, gegessen, Freundinnen und Familie gesehen – kurz: all das getan, was man Leben nennt.
Highlights für mich waren definitiv die beiden Pullover fürs große Kind – der Nordkalottengenser und der Weihnachtspullover (in beiden verstecken sich viele Meter Wolle) – und die Erkenntnis, dass man Wolle besticken kann: geübt habe ich das an den Tor Socken und an Pulswärmern mit bunten Blumen.
Die meisten kleinen Herzen hat auf Ravelry jedoch ein anderes Projekt bekommen: der Anton Pullover mit seinen Punkten, den ich in Rowan Cotton Cashmere gestrickt habe. Wundert mich unverändert, dass den nicht Alle gestrickt haben, aber nein. Stand heute gibt es keine weiteren Verlinkungen auf Ravelry.
Am häufigsten getragen habe ich sicherlich das EasyPeasy Tuch. Am wenigsten (also tatsächlich nie) die Sneakersocken aus REGIA Virtuoso (zu warm im Sommer und mit nacktem Bein ungeeignet für den Winter), den Lakewood Cowl und den Vinnje Collar. Beide sind schön, aber für meinen Hals nicht gemacht. Warum auch immer.
Nun also 2025! Vielleicht poste ich am Ende nur eine große Collage aller fertigen Projekte. Das wäre auch mal was. Oder ich stricke weniger. Oder mehr? Wieviele Meter werden es? Wer weiß das schon …
Wie jedes Jahr hat es Spaß gemacht, hier zu zeigen, was ich mache, ein bißchen aus meinem Leben zu erzählen und ab und an „zurückzublättern“.
Danke, dass Ihr dabei wart. Danke für’s Mitlesen und für Eure Kommentare. Es ist so schön zu wissen, wie viele „da draußen“ sind, die ebenso wollverrückt sind wie ich oder einfach nur interessiert an dem, was ich tue. Ich freue mich sehr, wenn das so bleibt.
Aber jetzt stricke ich erstmal den Sophie Schal zu Ende, der hier noch liegt. Wäre doch gelacht, wenn es nicht doch noch 60 Projekte werden in 2024 😉
Zum letzten Mal in diesem Jahr verlinkt zu Andrea’s Samstagsplausch.
Das Geschichte vom goldenen Anhänger
Ein Anhänger in goldener, schön geschwungener Schrift, „O du fröhliche“. Der Monk in mir vermisst das Komma zwischen dem O und dem Rest, das Herz erinnert die Geschichte.
Erinnerung ist selektiv und immer wieder bin ich überrascht, welche Ereignisse es letztlich sind, die „hängen bleiben“. So, wie die Geschichte dieses Anhängers. Oftmals nichts als kurze Momente, zufällige Situationen. So war es auch hier. Darüber geschrieben habe ich vor mittlerweile fünf Jahren und weil die Muse heute offensichtlich im Winterschlaf ist (oder in Weihnachtsvorbereitungen, wer weiß das schon), erzähle ich es Euch heute einfach nochmal.
Irgendwann Ende 2019 – nach Weihnachten und vor Silvester – musste ich ins KaDeWe, Besorgungen machen für den Chef, und weil wir da tatsächlich über’s Jahr nie hinfahren, kam der Mann mit. Wir hofften auf einen Rest von Weihnachtszauber.
Aber als wir hinkamen, war fast alles schon abgebaut. Überall standen zwar noch die Weihnachtsbäume, aber ohne Schmuck. Drumherum Kartons, Verpackungsmaterial, Rollwagen, ein Besen.
Das goldene „O du fröhliche“, das noch an einem Zweig baumelte, war trotzdem nicht zu übersehen. Und sofort erkannte der Mann, dass ich es haben wollte.
Also nahm er es ab, trug es zu einer Verkäuferin und fragte, ob er es kaufen könne. Sie zuckte mit den Schultern und schickte ihn zur Kasse. Dort schien niemand mehr Lust zu haben, Weihnachtsschmuck zu verkaufen. Im Gegenteil. Weihnachten sollte sichtlich in Kisten und weg – so dringend, dass keine der Damen den Mann auch nur angucken wollte. Also stand er da.
Sie müsse erst „nach hinten“ und den Katalog holen, der dort irgendwo sei, meinte schließlich eine von ihnen. Unüberhörbar schwang ein „was wollen Sie denn noch mit dem Ding? Weihnachten ist doch eh vorbei“ mit. Ich sah den Mann, sah seinen Blick und wußte, dass er nicht nachgeben würde. Und genau so war es. Freundlich bot er an zu warten oder mitzukommen „nach hinten“ – was immer ihr lieber wäre.
Ich setzte mich auf ein Podest in der Nähe. Wir hatten Zeit
Und weil das KaDeWe das KaDeWe ist, kam die Dame wenig später mit einem Katalog zurück, den sie dann Seite für Seite durchblätterte. Zwei Mal. Den Anhänger fand sie nicht. Seufzend bat sie telefonisch einen Kollegen um Hilfe. Der brachte einen zweiten Katalog. Beide runzelten die Stirn. Dann ging der Kollege wieder. Kopfschüttelnd.
Der Mann hielt unterdessen den Anhänger fest. „Ich möchte ihn meiner Frau schenken“, sagte er, „können wir uns nicht auf einen Preis einigen?“ Sie tat mir ein bißchen leid. Also ging ich weg, machte einen kleinen Spaziergang durch den Wald der abgeschmückten Bäume.
Dort fand mich der Mann kurz darauf. In der Hand hielt er den in Seidenpapier eingewickelten Anhänger. O du fröhliche! Wie er sie überzeugen konnte, was er letztlich gezahlt hat, blieb ein Geheimnis und ist es bis heute.
Aber die schön geschwungenen, goldenen Buchstaben hängen hier jedes Jahr wieder. Auch wenn die Welt zur Zeit wenig Anlaß gibt, fröhlich zu sein.
Verlinkt zu Andreas Samstagsplausch